1990er Jahre
Cutomization Design: Introducing mass customization to the furniture industry has one definitive bottleneck: nearly all of our traditional and modern furniture was either designed for handicraft or industrial technologies. It was not, of course, designed for the Computer Numeric Controlled technologies like CNC-milling or laser cutting – which predate mass customization. So we have to develop a full range of new products and consequently
replace the concept of industrial design with the concept of customization design.
Art Customization: as a result of industrialization, the link between art and consumer goods has been broken. However, new technologies, now, favor a renewed association between art and consumer goods. What is more, in view of the ever-growing possibilities offered by computer-controlled tools and the general trend towards individualization, a kind of renaissance in applied arts becomes very much a feasibility, representing as they do probably the highest quality means of expressing individualism and personality. But in this digital age, the applications for art are no longer to be found in the realms of traditional handicrafts, nor in the processes of industry, but amongst the fundamentally changed conditions of mass customization – in the form, so to speak, of art customization.
Interzum 1997
C-Labor
Möbelmesse 1999
Infolge solcher Experimente war die Verbindungstechnik (wie es schon der englische Begriff "joiner" für Tischler nahelegt) auch bei der digitalen Fertigung als zentrales Problem zu betrachten und zu untersuchen.
Nach der Gründung des C-Labors 1994 (Jochen Gros und Friedrich Sulzer, an der Hochschule für Gestaltung Offenbach) wurde daher zunächst einmal systematisch mit CNC-gerechten Holzverbindungen experimentiert.
CNC-gerechtes Design war aber nur als eine Bedingung für den gesamten Komplex der "virtuellen Produktion" zu betrachten, denn zu dieser postindustriellen Produktionsweise gehören auch alternative Betriebs- und Vertriebsformen sowie dementsprechend alternative Arbeits- und Lebensformen.
Ein solches Umfeld hatte sich in den 1990er Jahren aber noch so gut wie gar nicht heraus gebildet. Lediglich das klassische Tischlerhandwerk war gerade dabei, sich mit CNC-Fräsen auszurüsten.
Newcraft
Ein erster Schritt über das Design hinaus führte immerhin zur Gründung von Newcraft. Das war ein von der Handwerkskammer NRW und dem C-Labor initiierter Verbund von 10 Tischlereien, die durchaus bereit waren, digitale Herstellungs- und Vertriebsformen in der Praxis zu erproben.
1997 demonstrierte Newcraft das neue Herstellungsverfahren u.a. mit einem Schreibtisch, der sich auch ohne Schrauben und Zubehörteile einfach zusammenstecken lässt. Dieser Tisch wurde auf der Interzum, der Internationalen Zubehör Messe in Köln direkt auf dem Messestand in nur 7 Min gefertigt und im Handumdrehen zusammengesteckt.
Weitere Ergebnisse präsentierte Newcraft auf der Handwerksmesse 1998 und der Kölner Möbelmesse1999.
Die theoretische Auseinandersetzung mit dem digitalen Handwerk verlief vor allem in den betriebswirtschaftlichen Diskursen zur Mass Customization. Aber auch hier galt die Computer gesteuerte Fertigung, wie die gesamte virtuelle Produktion bereits definitiv als postindustriell und neohandwerklich zugleich.
Mass Customization
Die Theorie der Mass Customization wurde u.a. von William H. Davidow und Michael S. Malone entwickelt und in Deutschland insbesondere von Frank T. Piller fortgeführt.
Dem C-Labor eröffnete sich hier eine Möglichkeit, sich dem allgemeinen Diskurs anzuschließen, um dann auch eine spezifische Rolle des Design im Kontext der virtuellen Produktion herauszufinden und darzustellen.
Einen ersten Überblick lieferte 2001 der "1st World Congress on Mass Coustomization and Personalization" in Hong Kong. Dieser Kongress wurde gemeinsam von der Technischen Universität München und der Hong Kong University of Science and Technology ausgerichtet.
Der Beitrag des C-Labors wurde hier unter zwei Blickwinkeln betrachtet: als "Customization Design" und "Art Customization".
Das C-Labor selbst hatte bereits am 13. und 14 Juli 1995 mit einer Fachtagung an der Hochschule für Gestaltung Offenbach versucht, eine designtheoretischen Diskussion zur virtuellen Produktion auf den Weg zu bringen.
Zu dieser Veranstaltung gehörte u.a. das Projekt online.produkt, bei dem ein Fräsprogramm des C-Hockers via Internet übermittelt und mit CNC-Technik gefertigt wurde. (s. form 151/1997)
1999 bis 2001 bearbeitete das C-Labor im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF eine Machbarkeitsstudie zur virtuellen Möbelproduktion in Zusammenarbeit mit Newcraft und dem Institut für Produktdauerforschung Hamburg / Giebenach.
In der Einleitung des Forschungsberichts heißt es: Experimentelle Möbelentwürfe belegen durch ein von Anfang an dafür herstellungsgerecht entwickeltes Design die erneute Machbarkeit und Konkurrenzfähigkeit der dezentralen Einzelstückfertigung am exemplarischen Beispiel des CAD CAM-gestützten Tischlerhandwerks. Gezeigt wird, dass die kundenindividuelle Produktion nicht nur neu konstruierte, sondern auch ästhetisch weitgehend individualisierte Produkte erfordert. Dadurch verlängert sich die Perspektive der Mass-
Customization zu einer technologisch erneuten Form von „Kunst-Handwerk“ und kundenindividuell Angewandter Kunst: der Art-Customization. Dieses Projekt wird designgeschichtlich mit den antiindustriellen Ansätzen der Arts and Crafts-Bewegung, dem „alternativen Handwerk“ und dem Neuen Deutschen Design verglichen. Weitere Beiträge behandeln ökonomische, ökologische und regionalpolitische Aspekte sowie die humane Wünschbarkeit des „neuen Handwerks“ und „Kunst-Handwerks“. Am Ende steht die Frage nach dem kundenindividuellen Design und nach individualisierten Designprozessen, die den Kunden als KoDesigner begreifen und dadurch der ästhetischen Segmentierung, Regionalisierung und Individualisierung eine je sinnvolle und identitätsstiftende Bedeutung verleihen".
Offen blieb ein ganzes Bündel noch ungelöster Probleme. Dazu gehörte z.B. die Einführung eines Produktverlags, der CNC-gerechte Entwürfe und Herstellungsprogramme über das Internet vertreiben sollte.
Als Vorbereitung darauf entstand aber immerhin schon ein digitales Musterbuch mit Fräsprogrammen für 50 CNC-gerechte Holzverbindungen auf CD-Rom. Vertrieben wurde die CD vom dds-Verlag, Stuttgart 1997.
Dieses "Musterbuch" erinnert nicht zuletzt an eine besonders interessante Phase in der Geschichte des Handwerks. Denn als die Erfindung des Buchdrucks plötzlich ein blühendes Geschäft mit Musterbüchern ermöglichte, profitierten davon nicht nur die Musterbuch Verlage – und Musterzeichner (heute würden wir sagen, Designer). Auch die handwerkliche Fertigung insgesamt blühte auf, weil der einzelne Handwerker plötzlich eine Vielzahl von Modellen anbieten und sich dabei die Kosten der Konstruktion ersparen konnte.
Heute dagegen tritt das Internet an die Stelle der Musterbücher und das komplette Herstellungsprogramm an die Stelle der Konstruktionszeichnung.
Nachdem das alternative Handwerk und das Neue Design vor allem technisch und ökonomisch gescheitert war, kam die digitale Technologie gerade recht. Denn davon profitiert die individuelle Fertigung eindeutig mehr, als die industrielle Produktion.
Ein mit Computer gesteuerten Werkzeugen ausgerüstetes Handwerk war somit nicht mehr nur als Nachhut der Moderne, sondern auch als Vorhut der Digitale zu betrachten.
Die CNC-gerechte Form
Im Design stellte sich jetzt vor allem die Frage nach der herstellungsgerechten Form. Dieses Kriterium hatte schon am Bauhaus den Stil der Entwürfe geprägt. Im Kontext der neuen Technologie bezieht es sich aber natürlich nicht mehr auf die industrielle, sondern auf die computergesteuerte Fertigung. Gesucht ist die CNC-gerechte Form. (Computer Numeric Controlled)
Wie das zu verstehen ist, zeigte schon 1993 das Redesign des "Ulmer Hockers". Die gleiche Erfahrung wiederholte sich mit anderen Möbelklassikern, wie den Stecktischen von Ferdinand Kramer (Redesign Dagmar Steffen).